Namaste,
die närrischen Tage sind vorbei, die Fastenzeit hat begonnen … und wo ich hinhöre, wird gefastet.
Mein Fastenvorsatz, der schon seit Beginn des Jahres läuft, lautet: Keine Kleidung kaufen. Ich kann Euch sagen, es ist deutlich schwieriger als ich gedacht habe. Aber… bisher habe ich mir noch kein Kleidungsstück gekauft (Schuhe sind im Übrigen ausgenommen. Ich dachte, ich fang mal langsam an) und ich bin stolz auf mich.
Aber zurück zur Fastenzeit…
Vor einigen Jahren war es, zumindest in manchen „Kreisen“, eher verpönt, diese Zeit zu zelebrieren, bzw. sie wurde gar nicht mehr beachtet. Aber inzwischen entsteht schon fast der Eindruck, dass das Fasten zwischen Fasching und Ostern zur Normalität gehört.
Häufige Fastenvorsätze sind der Verzicht von Süßigkeiten, Alkohol, Zigaretten oder Fleisch. Immer häufiger gibt es aber auch den Verzicht auf’s Autofahren, Plastik, Medienkonsum oder Konsum im Allgemeinen. Interessant finde ich auch die Reduzierung negativer Gedanken über sich und andere.
Was bedeutet eigentlich „Fastenzeit“ und wieso wird sie wieder interessant für uns?
Ganz ursprünglich resultiert die Fastenzeit wohl aus der Tatsache, dass Ende des Winters/Beginn des Frühjahrs einfach die Lebensmittel ausgingen und die Menschen gezwungen waren zu fasten. So lange, bis die Natur wieder neue Nahrung hervorbrachte.
Durch die Kirche wurde die Fastenzeit bereits ab dem 2./3. Jh n.Chr. als Buße etabliert. Der Hintergrund für die Fastenzeit und deren Festsetzung auf 40 Tage, ist die Erinnerung an das vierzigtägige Fasten Jesu in der Wüste, welches in der Bibel benannt wird.
Im Übrigen kennen die westlichen Kirchen eine solche 40-tägige Fastenzeit auch in der Weihnachtszeit (Advent) aber es scheint, als sei diese völlig in Vergessenheit geraten. Zumindest zeugen die Diätvorschläge in Zeitschriften, im Internet oder Bücherempfehlungen NACH Weihnachten von einer anderen Realität.
Die großen Kirchen kritisieren heute, dass der ursprüngliche Gedanke des Fastens, also die Buße durch Einschränkungen von Nahrung oder Verhaltensweisen, immer mehr in den Hintergrund gerückt ist. Diese Zeit würde heute eher dazu genutzt, um einen (erneute) Diät-Versuch zu starten. Dahinter stehe weniger die Besinnung, als vielmehr die Erreichung der ersehnte Kleidergröße.
An dieser Stelle möchte ich jedoch nicht unerwähnt lassen, dass eine gängige Praxis der Kirche in früheren Zeiten, die Zahlung des sogenannten „Butterpfennigs“ ermöglichte. So konnte das Verbot, Butter und andere Milch- sowie Süßspeisen zu verzehren, umgangen werden. Ganz konsequent war die Kirche in diesem Punkt also nicht.
Ich denke, warum jemand fastet und auf welche Art und Weise, ist heute glücklicherweise jedem selbst überlassen und völlig in Ordnung. Auch dass es mehr um Bewusstwerdung und persönlichen Verzicht geht, als um soziale Kontrolle oder Bestrafung von (vermeintlichem) Fehlverhalten ist, so hoffe ich, selbstredend.
Viel wichtiger finde ich es, sich überhaupt Gedanken über das eigene Verhalten zu machen und die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen.
Da wir heute in einer Gesellschaft leben, in der es scheinbar immer alles im Überfluss gibt, in der Tonnen von Lebensmitteln weggeworfen werden (in Deutschland landen jährlich ca. 11 Millionen Tonnen im Müll), wir unseren Abfall in die Meere kippen und dadurch Tiere und Menschen sterben, Kleidung so billig ist, dass sie nach 3 x tragen in den Müll wandert, kommen wir eigentlich gar nicht umhin, uns NICHT zu hinterfragen.
Dazu können wir diese unterschiedlichen Anlässe wie die Fastenzeit, die Vorsätze fürs neue Jahr, die Adventszeit… super nutzen.
Und wie hält man Vorsätze durch?
Ich denke da gibt es kein Patentrezept. Wahrscheinlich hat jede/r seine eignen Tipps und Tricks. Und oft gehen Vorsätze/Vorhaben im Alltag einfach unter.
Menschen sind „Gewohnheitstiere“ und brauchen lange bis sie eine solche ändern. Es gibt Studien die besagen, dass es ca. 2 Monate dauert, bis ein Mensch seine Gewohnheiten ändert. Dies hat mit der Bildung der Synapsen im Gehirn zu tun. Diese bauen sich zwar schnell auf, brauchen jedoch, um sich tatsächlich zu verfestigen, regelmäßige Wiederholungen. Werden sie nicht wiederholt, verschwinden sie wieder.
So kann es nur gut sein, wenn wir im Jahr mehrere Anlässe haben, um uns an unsere Vorsätze zu erinnern.
In diesem Fall wäre es schön, ganz im yogischen Sinne, ein rücksichtsvolles Verhalten mit uns selbst (am besten auch gleich mit anderen und der Umwelt) anzustreben. Uns nicht dafür zu bestrafen, dass wir wieder einen Vorsatz nicht durchgehalten haben. Hilfreicher wäre es sicher, z.B. angeregt durch die Traditionen/Anlässe, uns immer wieder an unsere Vorsätze zu erinnern und von Neuem zu beginnen.
Im Yoga nennt man dieses Verhaltensangebot im Übrigen Ahimsa = Gewaltlosigkeit.
(Bei Ahimsha geht es, neben körperlicher Gewalt, auch um das Erkennen von eigenen destruktive Taten, Worte und Gedanken, um sie dann aus dem Leben zu vertreiben.
Wir sollen also nicht ständig gegen uns selbst kämpfen. Vielmehr sollten wir uns und anderen gegenüber bewusster und rücksichtsvoller werden.)
Und wenn wir die Vorsätze durchhalten?
SUPER! HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!!!
In diesem Fall sollten wir das tatsächlich ANNEHMEN, WERTSCHÄTZEN und uns darüber freuen! Nicht einfach abtun und als erledigten Punkt auf unserer Liste ansehen.
Dieses Verhaltensangebot wird im Yoga Santosha = Zufriedenheit genannt.
(Mit Santosha ist gemeint, mit dem was man ist und was man hat, zufrieden zu sein, es wertschätzen. Dies gilt in materieller, körperlicher aber auch intellektueller Ebene.)
In diesem Sinne wünsche ich Euch eine gute Fastenzeit und einen rücksichtvollen Umgang mit Euch selbst!
Eure Christine
noch eine kleine Bemerkung zu Samtosha,
man kann unterscheiden zwischen dem Anspruch oder dem Recht auf Zufriedenheit, d.h. es müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, sodaß ich zufrieden sein kann,
ein anderer Blick und der geht wohl eher in Richtung Yoga: “ ich habe die Pflicht zur Zufriedenheit „, d.h. ich selbst muß dafür sorgen, denn unzufriedene Menschen nerven und bringen nicht unbedingt Frieden( ist ja im Wort mit drin:-) ) in die Welt,
ich bin verantwortlich für meine Zufriedenheit und nicht die Welt