Namasté,
Ich muss gestehen, dass ich nicht besonders ausdauernd bin, wenn ich religiöse, spirituelle oder philosophische Texte lese. Das ging mir schon mit der Bibel so und geht jetzt weiter mit den Upanishaden (eine Sammlung philosophischer Schriften des Hinduismus) oder der Bhagavad Gita (eine DER zentralen Schriften des Hinduismus). Ich lese die Sätze, verstehe nur die Hälfte und lege das Buch zur Seite. Dann lese ich wieder, verstehe wieder nur die Hälfte und lege das Buch zur Seite, etc… Irgendwann liegt das Buch nur noch „auf der Seite“.
Beim Lesen dieser klassischen Schriften fehlt mir oft die Geduld mich mit der Sprache auseinanderzusetzen aber auch der Bezug zu meinem Alltag. Ich jedenfalls brauche dafür eine*n Übersetzer*in. Jemanden der mir mit klaren Worten erklärt, was denn da jetzt gemeint ist, am besten noch versetzt mit Beispielen, die ich auf meine Lebenswelt übertragen kann.
Im letzten Jahr war ich auf einem Yoga-Philosophie-Seminar mit Eberhard Bärr und dort haben wir u.a. so ein Beispiel bearbeitet. (Danke lieber Eberhard, es war wunderbar 🙂 )
So, und nun komme ich auch endlich zum Zusammenhang zwischen Karneval und Yoga.
Ich möchte Euch heute das Kölsche Grundgesetz vorstellen. Passend zu Köln und zur Karnevalszeit mit 11 Artikeln! Im o.g. Seminar haben wir über die Bedeutung dieser Sätze gesprochen…anbei findet Ihr meine yogische Übersetzung bzw. meine Gedanken dazu.
Artikel 1 Et es wie et es.
Die Situation annehmen wie sie ist, den Tatsachen ins Auge sehen. Es bringt Dich nicht weiter mit dem Schicksal zu hadern oder zu überlegen was wäre wenn… Du kannst eh nichts ändern.
Artikel 2: Et kütt we et kütt.
Unabhängig wie sehr Du Dich anstrengst, es kommt wie es kommt, Du kannst am Lauf der Dinge nichts ändern.
Artikel 3: Et hätt noch emmer joot gegangen.
Was gestern gut gegangen ist, wird auch morgen funktionieren.
In Zeiten von Rechtsradikalismus und Politikwahnsinn, vielleicht auch ein Hinweis die Hoffnung nicht zu verlieren und das Vertrauen in sich selbst (und wenn man damit etwas anfangen kann) in eine höhere Kraft behalten.
Artikel 4 Wat fott es, es fott.
Jammere den Dingen nicht hinterher. Verlier Dich nicht in längst vergangenen Zeiten. Oder wie Buddha sagte: Das Leben ist hier und jetzt.
Artikel 5: Et bliev nix wie et wor.
Es bleibt nichts wie es war. Das Leben ist Veränderung. Sie anzunehmen und mit ihr zu wachsen, ist einer unserer Lebensaufgaben…auch wenn wir so gerne an Dem Altbewährtem festhalten.
Artikel 6: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott damit.
Prüfe was neu in Dein Leben kommt. Nicht ALLES was neu, ist automatisch gut. Schau was zu Dir passt und lebe authentisch.
Artikel 7: Wat wellste maache?
Oder wie Buddha es sagen würde: Wenn Du ein Problem hast, versuche es zu lösen. Kannst Du es nicht lösen, dann mache kein Problem daraus.
Artikel 8: Maach et joot, ävver nit zo off.
Qualität steht über Quantität. Ein Hinweis, die schönen Momente im Leben zu genießen. Es geht nicht darum, immer mehr und noch mehr zu haben, sondern Zufriedenheit zu empfinden und die schönen Momente im Leben, zu genießen.
Artikel 9: Wat soll dä Kwatsch?
Nicht alles hinnehmen, nachfragen, Stellung beziehen. Da wären wir wieder bei Rechtsradikalismus, Gewalt, Hass und Hetze. Nachfragen, aufmerksam machen, Position einnehmen… so wichtige Bestandteile unserer Demokratie. Und so wichtig, dass wir die Mittel unserer Demokratie nutzen!!!
Artikel 10: Drinks de ejne met?
Vorneweg: Hier ist nicht grundsätzlich Alkohol gemeint! Aber wäre es nicht schön, wir würden statt einer WhatsApp oder einem Like bei Facebook öfter mal wieder zusammen sitzen und einen Kaffee/Tee/Apfelschorle oder Wein trinken. Zeit miteinander verbringen?
Artikel 11: Do laachs de disch kapott.
Bewahrt Euren Humor, schwierige Situation lösen sich in Luft auf, wenn man zusammen lachen kann. Und über sich selbst lachen, heißt auch sich das Leben einfacher zu machen.
Mir helfen diese einfachen und prägnanten Sätze (und das was ich damit verbinde) sehr, Situationen besser zu bewältigen. Es klappt nicht immer, aber immer besser 🙂
In diesem Sinne, feiert noch schön oder macht es Euch gemütlich!
Namasté Christine
P.S.: Ich habe keine Ahnung, was heute hier mit dem Programm los ist. Jedenfalls half es mir beim Schreiben mir mantramäßig zu sagen: Es kütt wie et kütt. Verzeiht die Fehler bei der Formatierung. Et es wie et es 🙂
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