…Und schwupp, schon ist der Frühling da. Und meine Kollegin, mit der ich mir ein Büro teile kommt morgens plötzlich schwungvoll durch die Tür und schaut mehrfach am Tag aus dem Fenster und sagt mir, wie schön es doch draußen ist.
Die beiden letzten Wochenenden habe ich sogar schon in großen Teilen draußen verbracht, den Garten von alten Blättern und den Resten des Winters befreit, das Haus sauber gemacht (ok, das Putzen der Fenster steht noch aus 😉 ) und selbst morgens komme ich besser aus dem Bett.
Wie anders man sich plötzlich fühlt.
Wo noch im Winter (also vor 2 Wochen) alles gemütlicher zugeht und man sich eher träge und müde fühlt. Man am liebsten auf dem Sofa sitzt oder das Bett eigentlich gar nicht verlassen möchte, reichen ein paar Sonnenstrahlen und wärmere Temperaturen, damit man sich kraftvoll fühlt und Tatendrang verspürt. Plötzlich möchte man sich wieder draußen bewegen!
Aber woher kommt dieses Gefühl, was passiert da im Körper? Und was bewirkt diese Veränderung? Ist es tatsächlich nur die Sonne und Wärme?
In der Traditionellen chinesischen Medizin (TCM) geht man davon aus, dass jeder Jahreszeit u.a. auch Energiebahnen im Körper zugeordnet sind, die in der jeweiligen Jahreszeit aktiv angesprochen werden.
Diese sogenannte Fünf-Elemente-Lehre kommt aus dem Daoismus (manchmal findet man auch die Schreibweise Taoismus…ich verwende hier jedoch das „D“).
Diese Weltanschauung beruht, grob gesagt, auf der Beobachtung der Natur. Es wird davon ausgegangen, dass alles was im Kosmos und auf der Erde passiert einer gewissen Grundordnung folgt und auf immer kleinere Ebenen herunter gebrochen werden kann.
Verkürzt dargestellt könnte man sagen: Wenn es einen Fluss der Jahreszeiten gibt, so müssen alle Lebewesen (also auch der Mensch ) ebenfalls unterschiedliche Zeiten und Zustände im Jahr durchlaufen und sich dementsprechend verhalten …und auch fühlen.
Aus den astronomischen und astrologischen Beobachtungen über Jahrhunderte hinweg (die Anfänge des Daoismus liegen bereits 2500 Jahren zurück) resultieren die Fünf Elemente: Holz, Feuer, Metall, Wasser und die Erde.
Und so wurden diesen Elementen nicht nur die Jahreszeiten und Lebensphasen sondern auch Formen und Farben, jedes Tier, jede Pflanze sowie Lebensmittel zugeordnet. Es lassen sich auch inneren Organe, Körpergewebe, Energiebahnen (die sogenannten Meridiane), Sinnesorgane und Empfindungen zuweisen.
Folgt man der Fünf-Elementen-Lehre, wird es leichter Naturgesetze zu erkennen und zu verstehen. Es wird vielleicht auch einfacher sich an deren Vorgaben zu halten.
In der Traditionellen chinesischen Medizin geht man sogar davon aus, dass ein erfülltes und gesundes Leben nur dann möglich ist, wenn diese Lehre befolgt wird.
Und was gehört nun zum Frühling?
Das Element Holz!
Und was heißt das?
Wie die Natur im Frühling so möchte auch das Element Holz wachsen, am besten dynamisch und kraftvoll, es besteht ein großer Freiheitsdrang. Und so wird dem Element Holz auch die Lebensphase der Kindheit zugeordnet. Die Holz-Energie ist demnach vergleichbar mit der unbändigen Kraft und Energie von kleinen Kindern, die sich den ganzen Tag bewegen können, ohne wirklich müde zu werden. Die Holz-Energie hat immer wieder neue Ideen und kann von jetzt auf gleich ärgerlich und wütend werden, wenn etwas nicht passt.
Zum Element Holz gehört die Farbe Grün, die lebendigen und frischen Grüntöne die man nur im Frühling so intensiv wahrnimmt.
Auf körperlichen und energetischen Ebene werden dem Holz die Organe Leber und Galle zugeordnet, somit auch die Leber- und Gallenmeridiane. Das zugehörige Sinnesorgan sind die Augen. Das Körpergewebe die Muskeln, Sehnen und Bänder.
Empfindungen und Eigenschaften wie Optimismus, Vitalität, Kreativität, Umsetzung von Plänen aber auch Wut und Aggression werden ebenfalls dieser Energie zugeordnet.
Es ist also nicht nur die Wärme und die Sonne, die uns im Frühling mehr Kraft verspüren lässt. Die sich ändernden Lichtverhältnisse, die ersten intensiveren Sonnenstrahlen und die höheren Temperaturen lösen einen neuen Kreislauf in der Natur und somit auch in uns aus. Dadurch wird eine andere Energie in uns frei gesetzt, die dazu führen kann, dass wir uns im Frühling anders fühlen, mehr Energie verspüren und die Welt verändert wahrnehmen.
Was ist, wenn die Holz-Energie nicht so gut fließt, warum die Fünf-Elemente-Lehre im Yoga wichtig ist und warum wir uns dem Lauf den Jahreszeiten anpassen sollten (und nicht umgekehrt) schreibe ich im nächsten Blog…jetzt muss ich erst mal den Frühling genießen
Namasté
Eure Christine
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